Achim Müller

 

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Erlebnisse mit Prof. Dr Habibie            eine faszinierende Persönlichkeit

In der ersten Hälfte der 1970er Jahre war ich bei MBB (Messerschmitt Bölkow Blohm) Leiter der Abteilung "Systemtechnik / Wertanalyse", die als Stabsabteilung dem Leiter des Bereiches "Entwicklung" unterstellt war. Das war zu einer Zeit, als das europäische AIRBUS-Projekt sich noch in der Entwicklungsphase befand und sich dessen heutige Erfolgsgeschichte nicht im Entferntesten abzeichnete. Damit dieser große Passagier-Jet gegenüber der starken internationalen Konkurrenz - insbesondere der amerikanischen Boeing - überhaupt eine Chance hatte, sollten die neuesten Technologien bei dem Vorhaben zur Anwendung kommen. Dazu gehörte als Novum auch die Verwendung von faserverstärkten Kunststoffbauteilen, deren Sicherheitseigenschaften bezüglich Dauerfestigkeit, Bruch- und Rissverhalten in der Luftfahrt kaum erforscht waren.

Daher gab es eine weitere, dem Entwicklungschef direkt unterstellte Stabsabteilung, die zur Aufgabe hatte, theoretischen Grundlagen für die neuen Werkstoffe in großen Flugzeugbauteilen zu entwickeln. Chef dieser Abteilung war ein junger, hochbegabter Ingenieur aus Indonesien, der an der Technischen Hochschule in Aachen studiert und promoviert hatte, nämlich Dr. Bacharrudin Habibie. In seiner Abteilung forschten zusammen mit deutschen Fachleuten etliche Ingenieure aus Indonesien, die ebenfalls in Europa studiert hatten. Diese Abteilung war überaus erfolgreich und Dr. Habibie machte sich in der internationalen Fachwelt einen Namen auf dem Gebiet des Materialverhaltens moderner Luftfahrtwerkstoffe.

Nun hatte Dr. Habibie, als Leiter einer Stabsabteilung im gleichen Wirkungsbereich dann auch mit ähnlichen Problemen im beruflichen Umfeld zu tun, wie ich. So ergab es sich, dass wir uns gelegentlich gedanklich austauschten, um über Erfahrungen zu berichten und gegenseitige Verhaltenstipps zu geben.

Eines Tages im Jahr 1975 hatten wir ein Gespräch, dessen Inhalt ich hier in etwa wiedergeben möchte:

Habibie (H): Herr Müller, ich habe jetzt ein wirkliches Problem, bei dem ich mal Ihre Meinung dazu brauche

Müller (M) schmunzelnd: Herr Dr. Habibie, so groß kann das Problem doch garnicht sein, als dass Sie es nicht lösen könnten.

H: Diesmal ist es etwas ganz anderes, hat nichts mit unserer Firma zu tun

M: Was ist es denn?

H: Herr Müller, mein Präsident (Suharto) möchte, dass ich nach Indonesien zurückkehre, um dort eine Luftfahrtindustrie aufzubauen und um ihm bei der technologischen Entwicklung unseres Landes zu helfen.

M: Das ist doch toll...

H: Das Problem ist nur, die Technische Hochschule Aachen hat mir kürzlich eine Professur angeboten. Das ist doch eine einmalige Chance, die man nur einmal im Leben hat,und man kann sowas doch garnicht ausschlagen. Was soll ich nur machen?

M. Nun ja, so ein "Problem" hat wirklich nicht jeder

H: Herr Müller, wie soll ich mich verhalten, was würden Sie denn an meiner Stelle tun?

M: Ich würde zurückgehen nach Indonesien, denn wenn Sie dort erfolgreich 'ne Luftfahrtindustrie aufgebaut haben, wird Ihnen vermutlich ohnehin eine Professur an einer Hochschule in Ihrem Land angeboten.

H: Aber ja ja, Sie haben ja so Recht, - danke Herr Müller, für diese Antwort.... (und nach einer kurzen Pause:) Sagen Sie, hätten Sie nicht Lust, mit nach Indonesien zu kommen und mir beim Aufbau einer Luftfahrtindustrie und der technologischen Entwicklung meines Heimatlandes zu helfen?

So kam es, dass ich nach einer kurzen Bedenkzeit und nach Rücksprache mit meiner Familie, zusagte. Damit begann eine der interessantesten und schönsten Phasen in meinem Leben

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....wird fortgesetzt